Die Neuplanung eines größeren innerstädtischen Areals mit historischem Umfeld ist generell eine große Herausforderung. Selten sieht man wirklich rundum gelungene Beispiele. Auch wir maßen uns nicht an, direkt eine allgemeingültige Lösung parat zu haben. Unser Beitrag zur 5x5 Jetztzeithäuser-Ausstellung soll einen Denkanstoß für die geplante Bebauung des Dom-Römer-Areals liefern.
Wir sind in Europa - im Gegensatz z.B. zu den USA - reichhaltig gesegnet mit historischer Bausubstanz. Darüber sollten wir uns glücklich schätzen. Die Neuerschaffung künstlicher historischer Gebäude, vor allem in direkter Nachbarschaft zu den Originalen, entwertet unserer Auffassung nach die wirklich historischen Architekturen.
Wir lieben Las Vegas, wir lieben die Künstlichkeit, aber ist das für Frankfurt der richtige Weg?
Kann der japanische Tourist unterscheiden, dass der Dom original ist, die “Goldene Waage” aber nicht?
Tun wir unserem eigenen kulturellen Selbstverständnis damit einen Gefallen?
Zählt der Wert der Authentizität so wenig?
Der zurzeit vorgesehene Mix aus historischer Rekonstruktion und moderat moderner Neubebauung mit formalen Zitaten aus dem Mittelalter ist sicherlich die inkonsequenteste Lösung von allen denkbaren.
Es gibt genug Beispiele in deutschen Innenstädten, die zeigen, dass solche Vorhaben in der Regel in kleinbürgerlicher Tristesse enden.
Auch die löbliche Initiative der JetztZeitHaus-Initiatoren, die aktuelle Planung des Stadtplanungsamtes mit fünf modernen Entwürfen anzureichern, macht das Gesamtkonzept nicht entscheidend besser. Sie kann nur als Diskussionsauslöser dienen.
Der Hang zum Historismus hat vermutlich den Hintergrund, dass moderne Städte und Architekturen von vielen Menschen oft als kalt und öde empfunden werden. An dieser Herausforderung sollten Architekten immer wieder und wieder arbeiten. Neben Architekten haben aber auch Bauherren und städtische Gremien einen erheblichen Anteil daran, das neue Architektur und Städteplanung häufig sehr mutlos wirkt.
Wenn Architektur ein Teil unserer Kultur ist, dann reflektiert sie nur unsere momentanen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Es kann nicht sein, dass wir auf zeitgenössische Anforderungen keine zeitgenössischen Lösungen finden, und wir auf die Baukultur der vermeintlich „guten alten Zeit“ zurückgreifen müssen.
Wir sollten uns mehr zutrauen.
Und wir sollten mehr zulassen.
Unser Entwurf soll ein provokantes Statement zum Römerbergbebauungskonzept sein aber auch gleichzeitig eines sagen: mehr Mut!
Wir haben für unseren Entwurf die uns relevant erscheinenden formalen Merkmale, welche die einstige Römerbergbebauung in unseren Augen besonders gemacht haben, als Vorgabe genommen. Und das sind nicht wie üblich Trauf-, First- und Sockelhöhen, Dachneigung, Fenstergrößen oder ortspezifische Materialien. Es ist vielmehr ein hohes Maß an Individualisierung und ein großer Anteil an Gestaltung, der weit über das Funktionale und Notwendige hinausgeht.
Dies beeindruckt uns und dies entspricht auch der Gestaltungsauffassung von 3deluxe.
Unser Gebäudeentwurf soll künstlich wirken und modern und trotzdem sympathisch.
Er darf etwas irrational und emotional sein, ein Aspekt, der der Architektenwelt oft fremd ist.
Wir möchten die Liebe zum modernen Detail wieder neu entdecken.
Typ | Exhibition |
Standort | Frankfurt, Germany |
Status | Completed |
Klient | Independent work |