Der H2-Office-Tower ist Teil eines am Wiesbadener Rheinufer gelegenen Entwicklungsgebietes, das als Vorzeigeprojekt für eine nachhaltige, smarte und zukunftsorientierte Stadtentwicklung steht. Die Studie im Auftrag der Wiesbadener Stadtentwicklungsgesellschaft SEG untersucht die Umgestaltung einer Industriebrache in ein campusähnliches Areal, das alle Erfordernisse moderner Büro- und Arbeitskultur im verdichteten urbanen Umfeld berücksichtigt: CO2-reduzierter Neubau neben ressourcenschonender Sanierung plus grüner Verdichtung, Schaffung urbaner Biotope und Förderung von Mikromobilität.
Das Architekturbüro 3deluxe wurde beauftragt, verschiedene Nutzungs- und Gestaltungs-Optionen aufzuzeigen und zu untersuchen, wie das von der SEG von der Firma Dyckerhoff erworbene Gelände zwischen Industriepark und Rheinauen zukunftsträchtig entwickelt werden könnte. Innovationsmotor des Areals soll der Neubau eines attraktiven Holz-Hybrid-Hochhauses werden.
Typ | Stadtentwicklung |
Standort | Wiesbaden, Deutschland |
Jahr | 2022 |
Status | In Bearbeitung |
BGF | 7.265 m² |
Kunde | SEG GmbH |
»[...] Ein Holz-Hochhaus, das absolut zum Ziel passt, ein nachhaltiges Vorzeigeprojekt zu schaffen. «
TIMBER PIONEER MAGAZIN – ELISABETH SCHNEYDER, 12.2022
Mit klarem, reduziertem Design entwickelt 3deluxe ein smartes Büro-Holz-Hochhaus, das in eine lebendige grüne Umgebung eingebettet wird und in einem bislang industriell geprägten Umfeld neue wegweisende Zeichen architektonischer und städtebaulicher Entwicklungen setzt.
Die Grundkonzeption des 15-stöckigen Hochhauses ergibt sich primär aus klimatischen und energetischen Erwägungen. Die der Sonne zugeneigten Fassaden werden partiell mit Photovoltaik-Modulen belegt, die gleichzeitig als Verschattungselemente dienen. Die Rheinfassade wird in ihrer Ausrichtung diagonal verdreht und somit auf den Sonnenstand optimiert, um aus der großflächigen Integration der PV-Module maximale Effizienz zu erzielen.
Das gleichmäßige, rechteckige Raster der sichtbaren Holztragstruktur ermöglicht Modularität und Vorfertigung der Fassade und bietet formale Verwandtschaft zum denkmalgeschützten Hochhauszwilling. Die großen bodentiefe Fensterflächen mit ihrer schwarzen Rahmengliederung geben dem Gebäude einen modernen Warehouse-look und bilden eine Referenz an das industrielle Quartier in der Nachbarschaft.
Die Nutzung nachhaltig erzeugter und nachwachsender Rohstoffe, die modulare Bauweise mit hohem Vorfertigungsgrad und die Recyclingfähigkeit der geplanten Bauteile sind wesentliche Merkmale für die kreislauforientierte Bauweise. Die Energieerzeugung ist zum Großteil direkt am Gebäude vorgesehen: Großflächige am Gebäude integrierte PV-Systeme, Geothermie und die Nutzung des Flusswassers als Wärmetauscher machen den Betrieb maximal emissionsarm.
Als Referenz zum benachbarten Hochhaus aus den 60er-Jahren bekommt auch der H2O-Tower den für diese Zeit charakteristische schmale Form: der Kern ist nicht zentral, sondern seitlich in der Fassade verortet. Dadurch ergibt sich großzügiger Raum für moderne Office-Formate für das Post-Corona-Zeitalter: offene und kommunikative Büroflächen für hierarchiefreies, flexibles Arbeiten. Im Sockelgeschoss befinden sich ein Incubation-Space für junge Unternehmen und ein lichtdurchflutetes Foyer als kommunikative Plattform für das gesamte Campus-Areal.
Das Freigelände um das Gebäude ist vorwiegend von Grün-, Kommunikations- und Aufenthaltsflächenflächen direkt am Wasser geprägt – als autoreduziertes, grünes Gelände mit Outdoor-Angeboten im Sinne der Mobilitätswende, darunter Fahrradabstellplätze, Car- und Bike-Sharing, einer Fahrradwerkstatt sowie Lastenräder zum Transport schwerer Güter. Ein Outdoor-Gym, ein Recreation-Pavilion, Wildblumenwiese, Bienenstöcke und Schutzräume für Vögel verdichten das Areal zu einer urbanen Oase.
Das Bauprojekt nimmt sich vor, auch der Natur möglichst viel Raum zur Verfügung zu stellen: In das Gebäude integriert sind mehrere begrünte Terrassen, die die Aufenthaltsqualität im Gebäude erhöhen und ihren Anteil zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen. Auf dem Dach wird ein Gemüsegarten mit Gewächshaus integriert, der das hauseigene Mitarbeiter-Restaurant mit frischen Produkten versorgt. An der geschlossenen Fassade des Versorgungskerns sind Nistplätze für Vögel und Insekten vorgesehen. Im Sinne einer harmonischen Koexistenz von Menschen und Natur in der gebauten Umwelt wird das Gebäude möglichst „animal friendly“ konzipiert.
„Architektur muss heutzutage deutlich mehr Themen berücksichtigen als nur Funktionalität oder schönes Design. Die massiven globalen Herausforderungen, mit denen wir derzeit konfrontiert sind, spiegeln sich alle in irgendeiner Form in Architektur und Stadtplanung wider und verleihen jedem Bauprojekt eine ganz neue Dimension der Aufgaben. Spannende Zeiten!"
(Dieter Brell, Kreativdirektor 3deluxe)
In ganz Deutschland entwickelt man Flussareale in Stadtlagen und verwandelt sie in hochattraktive Wohn- und Arbeitswelten. Auch das 2,7 Hektar große – durch die SEG GmbH von der Firma Dyckerhoff erworbene – Areal direkt am Wiesbadener Rheinufer mit teilweise denkmalgeschützten Gebäuden markiert einen außergewöhnlichen und ausgesprochen interessanten Rhein-Abschnitt. Die Nähe zum Wasser und damit zur Natur lässt eine menschen- und umweltfreundliche Um- und Neugestaltung des Areals zu – selbst wenn der Industriepark in unmittelbarer Umgebung eine lediglich gewerbliche Nutzung ermöglicht.
In der Entwicklung des Geländes liegt eine große Chance für Wiesbaden, seinen Ruf als lebenswerter und zukunftsorientierter urbaner Standort weiter auszubauen. In Zusammenarbeit mit der städtischen Entwicklungsgesellschaft SEG GmbH untersucht 3DELUXE zeitgemäße und ökonomisch sinnvolle Konzepte für eine mögliche zukünftige Gestaltung und Nutzung des Areals und versucht, die Potentiale dieses interessanten Geländes auszuloten. Über weitere Bausteine des Entwicklungsgebietes wie die Vision einer nachhaltigen Umnutzung des historischen Kraftwerkshallenensembles, wird in Kürze berichtet.
»Dass 3deluxe gern & gut über den Tellerrand bisheriger architektonischer Modelle hinausblickt, hat das Team längst mehrfach unter Beweis gestellt. [...] was die deutschen Spezialisten jetzt mit dem H2O-Tower für ihre Heimatstadt Wiesbaden entworfen haben, ist nicht minder spannend.«