– Null-Energie-Gebäude mit Smart-Glass-Fassade (Weltneuheit) und weiteren innovativen Technologien
– Lichtdurchflutete Räume durch geschossübergreifende Fensterflächen
– Sensorgesteuerte Reduktion des Licht- und Wärmeeintrags
– Eingebettet in umliegendes Biotop mit Rücksicht auf Natur und Artenschutz
– Signifikantes Gebäudedesign auf schwebender Grundplatte
– Semitransparentes Verglasungs-Pattern für Vogelschutz und dennoch ungestörte Ausblicke
– Optimierung der Energie-Effizienz bei gleichzeitiger Erhöhung menschlichen Komforts
Es wird in den letzten Jahren viel über Smart Cities und Smart Buildings gesprochen, aber selten versteht man, was dieser Begriff in Realität eigentlich bedeuten kann. Den Architekten von 3deluxe war es möglich, gemeinsam mit der Firma Merck und dem Bauherren FC Ingenieure in Karlsruhe ein attraktives Gebäudeensemble mit einer interessanten, innovativen Glasfassade umzusetzen, die für intelligente Architektur eine spannende neue Facette bietet.
Ein Gebäude ist intelligent, wenn es nicht nur in der Gegend herumsteht, sondern auf die Bedürfnisse der Benutzer einerseits und die äußeren Einflüsse anderseits reagieren kann. Im besten Fall erhöht es den Komfort des Menschen bei gleichzeitiger Optimierung der Energie-Effizienz. Das intelligente architektonische Element des FC Campus Gebäudes ist eine im Glasaufbau integrierte Folie, die normalerweise in Apple Smartphones verbaut wird. In der Dimension einer Gebäudefassade ist das eine Weltneuheit: in die Folie integrierte interaktive Flüssigkristalle ermöglichen eine sensorgesteuerte Reduktion des Licht- und Wärmeeintrags in das Gebäude, ohne dabei die freie Durchsicht zu beeinträchtigen. Trotz großflächiger Verglasung ohne bauliche Verschattungselemente muss das Gebäude auch im Hochsommer kaum gekühlt werden.
Die Tendenz der letzten Jahre, die Fensterflächen in Neubauten aufgrund von Energiesparmaßnahmen zu reduzieren, steht eigentlich dem Wunsch nach hellen, freundlichen, lichtdurchfluteten Räumen entgegen – von daher eigentlich kein wirklicher Fortschritt. Großzügige Verglasung und ein entsprechender Bezug zur Umgebung ist ein emotional wichtiger Aspekt für das Wohlbefinden und daher auch in den Gebäudekonzepten von 3deluxe stets ein wichtiger Faktor. Von daher ist intelligentes Glas nicht nur nachhaltig und effizient, sondern auch hilfreich für innovative Gestaltung menschenfreundlicher Architektur und eine der vielen technologischen Neuerungen, die für die Konzeption von Smart Cities in Zukunft notwendig sind.
Bauherr und Nutzer des Gebäudeensembles, das sehr prominent sichtbar an einer der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands steht, ist die Karlsruher FC Gruppe. Das Ingenieurbüro mit über 300 Mitarbeitern arbeitet sowohl für Porsche als auch an innovativen Krankenhauskonzepten der Zukunft. Der Gebäudeentwurf von 3deluxe soll daher Innovation, Nachhaltigkeit, Effizienz und signifikantes Design in einem klaren Entwurf vereinen. Ein Würfel bietet das baulich ökonomischste Verhältnis von Außenfläche zu Volumen und stellt somit das unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten optimal effiziente Gebäudevolumen dar. Die zwei identischen Würfel der FC Cubes sind gegeneinander verdreht und stehen auf einer großen, schwebenden Grundplatte, unter der eine offene Tiefgarage untergebracht ist. Durch die signifikanten organisch geformten, geschossübergreifenden Fensterflächen verschmelzen die zwei Einzelwürfel je nach Perspektive zu einem skulpturalen Gesamtbild mit unterschiedlicher reizvoller Erscheinung. Durch die großzügige Verglasung werden die modernen, offenen Büroinnenräume von allen Seiten gut belichtet und bieten allen Arbeitsplätzen schöne Aussichten. Die reduzierten Gebäudedetails zusammen mit den durchdacht gesetzten Diagonalen und Radien in der Fassade geben dem Gebäude seine Signifikanz und Einmaligkeit.
Die Büroetagen sind großzügig und offen konzeptioniert, auf Innenwände wurde weitgehend verzichtet. Hierarchiefreies und kooperatives Arbeiten sind in der Gebäudestruktur angelegt. Kommunikative Gemeinschaftsbereiche und konzentrierte Arbeitsbereiche durchmischen sich unaufdringlich mit urbanem Mobiliar. Das Konzept des papierlosen Büros ermöglicht leichte, transparente Möblierung und weitgehend unverstellte Blicke nach draußen. Über eine eigens vom Bauherren entwickelte App steuern die Mitarbeiter so ziemlich alles im Haus: sie können ihr Lunch aus der hauseigenen Foodbar auswählen oder sich in der Pause durch die umgebenden Grünanlagen navigieren lassen. Zur Plastikvermeidung wird Wasser aus dem eigenen Trinkbrunnen zur Verfügung gestellt, der Teppich wiederum besteht aus recycelten Fischernetzen und Plastikflaschen. Moderne Heiz- und Kühldecken sorgen in den Büros für angenehmes Raumklima. Notwendige Kälte und Wärme wird über Geothermie mit 24 Sonden in 130 Meter Tiefe generiert und Strom mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert, womit das Gebäude zu einem 0-Energie Haus wird.
Das FC Campus Gebäude befindet sich in naturnaher Umgebung zwischen Gewerbegebiet, Autobahnzubringer und einem kleinen schützenswerten Baum-Wiesenbiotop mit Bachlauf. Die Architektur begegnet der verbliebenen natürlichen Umgebung mit Umsicht. Um Vogelschlag zu vermeiden entwickelten die Architekten ein feines, semitransparentes auf die Verglasung aufgedrucktes Pattern, das von den Vögeln wahrgenommen wird, aber gleichzeitig den ungestörten Ausblick gewährleistet. Das Licht im Außenbereich wurde als insektenfreundliche LED-Beleuchtung mit niedriger Lichtpunkthöhe und fokussierter Beleuchtung auf die Flächen konzipiert, ohne Lichtemission in die Umwelt. Auf inszenatorische Beleuchtung der Vegetation oder Baukörper wurde verzichtet. Auf dem gesamten Gelände und in der offenen Tiefgarage unter der schwebenden Grundplatte des Gebäudes sind die versiegelten Flächen auf das Minimum der Fahrbahnen und Fußwege reduziert.
5 - 10 Prozent aller Vögel sterben jährlich an Kollisionen mit Fensterscheiben. Bevor wir die oben erwähnte Vogelschutzfolie für den rundum verglasten FC Campus entwickelt haben, ließen wir von Schweizer Ornithologen der Vogelwarte Sempach gemeinnützige Stiftung für Ornithologie und Vogelschutz untersuchen, wie Vögel die von uns entwickelten Konstruktionen exakt wahrnehmen. Die Lage des Gebäudes in einem Naturschutzgebiet und die großflächige Übereck-Verglasung des Null-Emissions-Gebäudes erforderten dabei besondere Aufmerksamkeit und Schutzmassnahmen für die Tiere.
Gemeinsam mit der Vogelwarte Sempach konnten wir eine optimal auf das Gebäude abgestimmte Schutzfolie entwickeln. Sie verhindert Kollisionen und bleibt zugleich für die Menschen in ihren Büros sehr dezent wahrnehmbar.
Typ | Corporate Architecture |
Leistungsphasen (HOAI) | LP 1 bis LP 5 |
Standort | Karlsruhe, Deutschland |
Jahr | 2020 |
Status | fertiggestellt |
BGF | 7.781 m² |
Kunde | FC-Verwaltung GmbH |
Fassadenplanung & Ausführung | planQuadrat Architektur&Consulting FREYLER Metallbau GmbH |
Tragwerksplanung | Künstlin Ingenieure Ing.- Gesellschaft für Tragwerksplanung mbH & Co. KG |
Bauphysik | GN Bauphysik Finkenberger + Kollegen Ingenieurgesellschaft mbH |
Beratung zur Vogelschutzbedruckung | Schweizerische Vogelwarte Sempach |
Verglasung eyrise®s350 | Merck Window Technologies B.V. |
Fotografie | Sascha Jahnke, Nikolay Kazakov, 9sekunden |
»Hinter dem Entwurfskonzept stand neben dem Ziel eines möglichst klimaneutralen und nachhaltigen Gebäudes ein konsequentes Corporate Design«
CLAUDIA SIEGELE – GEBÄUDEENERGIEBERATER 03/2022